Über Reinhard Ose von Axel Müller

Auf meinem Tisch steht ein Leuchterpaar von Reinhard Ose, allerdings getarnt als Frösche. Eines der Vordergliedmaßen reckt jeder empor, um damit eine Kerze zu halten. Aber mal ehrlich kein Mensch, und ich kenne Puppenspieler die das lange trainieren, und auch kein Frosch kann ewig einen Arm oder was auch immer ausgestreckt halten.

Und da bin ich schon bei dem Kernpunkt der Arbeiten Reinhard Oses. Die Dinger, was sie auch immer sind, leben. Sie tun einfach, was sie wollen. Man kann wegschauen und in genau diesem Moment verdrehen sie die Augen, strecken sich, rauchen eine Zigarette oder zeigen einem ihre Rückseite. Schaut man wieder hin, ist alles so wie immer; Biester die ihr Eigenleben haben. Es ist eine aufmüpfige Poesie in den Arbeiten Oses.

So begegnen mir Ose’s Figuren mit ihrem heimlichen Leben. Seine Brunnenklassiker: Figuren, die sich ‘rumlümmeln‘ und aus ihrem Mund oder Maul Wasser auf ihren Bauch sprudeln, bergen das gleiche Geheimnis. Sie sind viel zu keck als nur ein Wasserspender zu sein.

Die Plastiken Reinhard Oses plaudern wie verrückt die wildesten Sachen aus und man kann ihre Biographien lesen, man kann sie weiter spinnen oder sie einfach, wie Katzen, als Mitbewohner akzeptieren und dann hat man es gut, man kommt nach Hause sie haben irgendwas angestellt, führen ihr heimliches Leben, aber trotzdem erwarten sie einen dringendst um zu plaudern. Sie plappern oder reden, ähnlich wie Paul Klees „Zwitschermaschine“.

Ose ist der Mainstream egal, er sucht nach Geschichten und vermittelt sie so gut, wie er es vermag, mit seiner Ausdrucksweise und in seinem Material. Angeregt sind seine Arbeiten außer aus seinem Kopf von mittelalterlichen Figuren an Kirchen aber auch von außereuropäischen Kulturen.

Und wie jede Plastik, spätestens seit dem Bamberger Reiter fordern sie Raum, aber nicht nur den der sich über die Dreidimensionalität definiert, sie brauchen einfach einen Wohnraum. Ist doch einfach hinreißend.