Horst Wesemann
Ich schnitze seit 1990 Löffel, mal mehr, mal weniger. Bis 2018 war ich noch als Strafverteidiger tätig, da beschränkten sich meine Schnitzarbeiten auf die Ferienzeiten, jetzt habe ich mir eine kleine Außenwerkstatt eingerichtet und arbeite dort regelmäßig. Meine Löffel sind durchweg Handschmeichler. Die Löffel weisen die unterschiedlichsten Formen aus, kein Löffel sieht aus wie ein anderer aus meiner Werkstatt.
Die von mir verarbeiteten Hölzer stammen überwiegend aus den Gärten und von Urlaubsreisen meiner Freunde und NachbarInnen, aus den Beständen befreundeter Tischler und Gärtner. Gerne verarbeite ich Hölzer mit Geschichte: Die Erneuerung der Spundwand an der Tiefer bescherte mir bis zu 500 Jahre alte Eichenbohlen und der befreundete Kapitän aus der Nachbarschaft schenkte mir zwei Stufen seiner Lotsenleiter, um einige Bespiele zu nennen. Am Ende finde ich immer Löffel in diesen Hölzern.
Auf Anraten eines Freundes habe ich von Anfang an alle von mir geschnitzten Löffel in einem Tagebuch dokumentiert, gerne auch mit weitergehenden Beschreibungen über die Herkunft und Geschichte des Holzes und anderer begleitender Ereignisse. Gerade in Arbeit sind die Löffel Nr. 939-945. Ich werde sicher bald den 1000sten Löffel in der Hand halten.
In meiner Werkstatt veranstalte ich workshops für Kinder und Erwachsene. Damit am Ende auch ein brauchbarer Löffel daraus hervorgeht, kaufe ich gelegentlich Lindenholz, was auch von weniger erfahrenen SchnitzerInnen erfolgreich bearbeitet werden kann
Galerie
Suppentisch No.19 Bongossi (395 x195 x 50 mm) mit Löffel No. 965 Eiche (175 x 50 x 30 mm)
(Tafel Eiche 36 x 30 x 28 cm; Löffel Eiche)
Hintergrund ist die Geschichte, dass in früheren Zeiten auch bei den Wikingern die Tafeln als Tische insgesamt bei gesellschaftlichen Anlässen erst zu Beginn der Speisung aufgetragen wurden. Die Speisen befanden sich teilweise direkt auf den Tafeln in dort eingearbeiteten Mulden.
Bekannt aus dem Wallis und dem Tessin in der Schweiz, sowie dem Aostatal in Italien sind Esstische aus dem 18./19. Jahrhundert, in deren massiver Holzplatte Vertiefungen in Napfgröße herausgekerbt sind. Sie zeigen, wie im bäuerlichen-ländlichen Bereich, wo Brei und Musspeisen das Fundament der Alltagskost bilden, auch bei nicht kompakten Gerichten auf Teller verzichtet werden kann. (Andreas Morel in „Der gedeckte Tisch“, zur Geschichte der Tafelkultur, Zürich 2001).
No. 444 Ebenholzlöffel vom 15.08.2020
verschiedene Löffel
Anknüpfung an die Tradition, den Brei direkt aus Mulden im Tisch zu verkosten!
Bekannt aus dem Wallis und dem Tessin in der Schweiz, sowie dem Aostatal in Italien sind Esstische aus dem 18./19. Jahrhundert, in deren massiver Holzplatte Vertiefungen in Napfgröße herausgekerbt sind. Sie zeigen, wie im bäuerlichen-ländlichen Bereich, wo Brei und Musspeisen das Fundament der Alltagskost bilden, auch bei nicht kompakten Gerichten auf Teller verzichtet werden kann. (Andreas Morel in „Der gedeckte Tisch“, zur Geschichte der Tafelkultur, Zürich 2001).
(Tafel Kiefer 58,5 x 21 x 5.5 cm )
Jede Person hatte ihren eigenen Löffel, der hinter dem Esstisch an der Wand auf einem Brett mit Lederschlaufen oder in festen Holzgestellten befestigt war. Nach der Mahlzeit wischte man kurz den Löffel an seinem Schurz oder der Tischdecke ab oder schleckte ihn sauber und steckte ihn wieder zurück an seinen Platz an der Wand.
No. 445 ein Ahornlöffel aus dem Holz, welches mir ein befreundeter Gitarrenbauer zur Verfügung stellte,
Nr. 43 aus dem Holz eines Türsturzes in Formine, Italien. Inspiriert hatten mich Bilder von Fundstücken aus Aegyten
Amaranth ist eigentlich nur als Getreide bekannt, stammt als Holz aus der Karibik sowie dem Norden Südamerikas und wird wegen seiner lila Färbung (frisches Holz) im englischsprachigen Raum als purpeheart und violettwood bezeichnet.
Ein Löffel aus dem Holz der Kirsche auf dem Geländer der Terasse in Formine, Italien.
Termine
Grande Finale am letzten Wochenende der Christmas Edition 2024
in der Handwerkskammer Hannover
Die Ausstellung „Kirchner Holzschnitte“ in der Kunsthalle Bremen zeigt rund 180 hochkarätige Holzschnittwerke von Ernst Ludwig Kirchner und bietet einen tiefen
[...]An diesem Wochenende öffnen gut vierzig Werkstätten und Ateliers der bildenden und angewandten Kunst im ganzen Viertel ihre Türen für Besucher*innen.
Hier stellen Ulrich Schwecke und ich eine Installation von besonderen Löffeln aus. Beunruhigt über die aktuelle Entwicklung, die Zunahme von Ausgrenzung und Kriegen in der
[...]Außenwerkstatt
Grundstraße 18, 28203 Bremen